Triangulationnetz in Nordwestdeutschland

Triangulationnetz von Carl Friedrich Gauß

„Übersicht der gemessenen Dreieckssysteme“ Aus: Carl Friedrich Gauß: Werke, Band 9, hrsg. von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaft. Leipzig 1903. SUB Göttingen: 4 MATH I, 3253:9

Von 1821 und bis Mitte der 1840er Jahre leitete Gauß die Gradmessung und später die Landesvermessung im Königreich Hannover. Am Ende dieses Projekts waren über 3000 Punkte der Triangulation ermittelt worden, die fast sämtlich von Gauß oder später von Personen, denen er vertraute, korrigiert worden waren. Die Übersichtskarte zeigt die Dreiecksnetze in Norddeutschland.

Triangulationnetz

Den Anstoß, das Königreich Hannover zu vermessen, gab der nördliche Nachbar. Von 1816 an hatte Gauß’ Freund und Kollege Heinrich Christian Schumacher eine Landesvermessung des Königreichs Dänemark durchgeführt. Zu Dänemark gehörten damals auch die Herzogtümer Schleswig und Holstein.

Die dänische Triangulation reichte also bis vor die Tore Hamburgs, an die sich die hannoversche Vermessung anschließen sollte. Mit dieser Aufgabe betraute König Georg IV. im Jahre 1820 Carl Friedrich Gauß. Wie Schumacher wandte auch Gauß das Verfahren der Triangulation an, bei dem das Land mit einem Netz von Dreiecken überzogen wird, die an ihren Seiten zusammenstießen Die hannoversche Landesvermessung erfolgte in zwei Etappen:

1 In den Sommern der Jahre 1821 bis 1823 vermaß Gauß das Königreich in Süd-Nord-Richtung, von Göttingen nach Hamburg.

2 In den beiden folgenden Sommern erweiterte er diese Vermessung nach Westen, von Hamburg nach Jever.

Nachdem Gauß im Sommer 1823 mit der Landesvermessung Hamburg erreicht hatte, setzte er in den beiden folgenden Jahren die Triangulation nach Westen fort: von Hamburg über Bremen nach Jever.

Die Vermessung des Königsreichs Hannover wurde zwischen 1829 und 1844 durch die allgemeine Landestriangulation fortgesetzt, bei der das von Gauß geschaffene grobmaschige Netz durch eine Vielzahl von weiteren kleinen Dreiecken differenziert wurde.

Bild

Bild

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Auf der Rückseite der 10-DM-Scheine der letzten Serie war ein Ausschnitt des Triangulationnetzes aus der Triangulation des Königreichs Hannover von Carl Friedrich Gauß abgebildet, die von 1821 bis 1841 durchgeführt wurde und dessen nördlichster Punkt der Turm auf Neuwerk war.

Landkarte der Dreiecke

Landkarte der Dreiecke

Bremen

Gausspunkt in Bremen

Gausspunkt in Bremen

Die in den Boden eingelassene Tafel markiert die Stelle 20 westlich des Kirchturms der Ansgarikirche an der südöstlichen Ecke des Platzes, der heute Ansgarikirchhof genannt wird. Sie zeigt eine Windrose, wobei die Ostrichtung durch einen Pfeil hervorgehoben ist, und folgenden Text, der auch auf Carl Friedrich Gauß Bezug nimmt.

Der Gauß’sche Punkt

20 m östlich dieser Stelle stand bis 1944 der Kirchturm der Ansgarikirche. Die Kirchturmspitze war zentraler Punkt der ersten Bremer Landesvermessung von 1797.

Carl Friedrich Gauß beobachtete im Jahre 1824 auf dem Ansgarikirchturm Richtungswinkel für die hannoversche Gradmessung und zur Bestimmung der Figur der Erde.

Ansgarikirchturm 1839 Bremen

Gauss über Bremen

Lehe

wahrscheinlich: Die Dionysiuskirche (auch Alte Kirche genannt) in Lehe (Bremerhaven) an der Ecke Lange Straße/Poststraße und Eisenbahnstraße

Der Wiederaufbau der Kirche nach dem Brand erfolgte von 1802 bis 1803 im Stil der Romanik und des Klassizismus auf dem alten Grundriss nach Plänen des Obristlieutnant Müller aus Stade, damals Verwaltungssitz des Gebietes. Es entstand ein einfacher Innen und Außen geputzter Bau mit einer inneren flachen Decke. Von der alten Kirche blieb beim Turm bis zu einer Höhe von neun Metern und im Schiff bis zu zwei Meter die aufsteigende Mauer aus Granitquadern bestehen. Der Turmrest erhielt einen Helm, das Schiff auf jeder Seite sechs hohe, rechteckige Fenster und ein Satteldach. Nach dem Verzicht der Reformierten übernahmen 1803 die Lutheraner die Kirche vollständig. 1868 wurde der Turm wieder erhöht.

Lehe, Geestemünde, Bremerhaven um 1900

Lehe, Geestemünde, Bremerhaven um 1900

Brillit bei Gnarrenburg

Infos zu Brillit

Langwarden

Die in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts gebaute Kirche ist ein romanischer Tuffsteinbau und war früher ein Orientierungspunkt für Seefahrer in der flachen Marschenlandschaft. Zur guten Sichtbarkeit trug und trägt nach wie vor die Lage der Kirche bei, die direkt auf einer Wurt (Erhebung) errichtet wurde.

Die Kirche beherbergt eine rund 350 Jahre alte Orgel, die zu den bedeutendsten Instrumenten Norddeutschlands zählt.

Die hoch gelegene Kirche in Langwarden hatte 1825 eine wichtige Funktion im Rahmen der Landesvermessung, die damals im Wege der Triangulation durch Carl Friedrich Gauß (1777–1855) erfolgte. Gauß hielt sich vom 27. Juni bis 12. Juli 1825 in Langwarden auf.

Kirche in Langwarden

Wangerooge

Wangerooge Westturm

Im Laufe der Inselgeschichte kam es zum Bau von insgesamt drei (West-)Türmen, von denen heute nur noch der letzte Turm von 1932 besteht. Die Turmbauten hatten jeweils unterschiedliche Funktionen.

Der erste, vermutlich im 14. Jahrhundert errichtete Westturm war der Kirchturm der Nikolai-Kirche im Inseldorf, der Schiffen als Landmarke zur Orientierung diente. Als infolge der Ostverlagerung der Insel das Meer näher rückte, mussten Dorf mit Kirche und Friedhof aufgegeben werden.

Der zweite Westturm wurde nach fünfjähriger Bauzeit 1602 eingeweiht. Mit dem Bau des Turms wurde auch dem Wunsch von Bremer Kaufleuten nach einer Landmarke für ihre in die Weser einfahrenden Schiffe entsprochen. Im Spitzdach des Turms befand sich ein Laternenraum mit 48 Fenstern, in dem das Leuchtfeuer zunächst mit Pflanzenöl betrieben wurde.

Der 50 Meter hohe Westturm von 1602 leistete wegen seiner Höhe im 18. sowie im 19. Jahrhundert wertvolle Dienste bei der Landesvermessung. Am Turm war ein trigonometrischer Punkt angebracht. In Verbindung mit anderen markanten Punkten auf Neuwerk und in Jever konnten mittels Triangulation Vermessungen durchgeführt werden. Diese damals noch neue Vermessungsmethode kam auf Wangerooge erstmals bei der Oldenburgischen Landvermessung um 1780 zur Anwendung. Bei der Vermessung des Königreichs Hannover durch die Gaußsche Landesaufnahme 1825 hielt sich der Geodät Carl Friedrich Gauß zu Messungen auf Wangerooge auf. Für eine weitere Vermessung diente der schon beschädigte Turm 1882 bei der Preußischen Landesaufnahme.

Um 1900 stand der schon beschädigte Turm weit im Wasser und wurde Ende 1914 vorgeblich aus militärischen Gründen gesprengt.

Wenige Jahre nach der Sprengung des Turms 1914 entstand die Idee, einen Turm für die Jugend zu errichten.

Garlste

Garlste Anfahrt

Garlste

Garlste

In den Jahren 1824 und 1825 hielt sich Carl Friedrich Gauß im Zuge der Hannoverschen Landesvermessung zeitweise in „Garlste“ auf. Der Gauß’sche Vermessungspunkt Garlste liegt auf 48,9 m über NN am Waldweg „An der Forst“.

Varel-Dangast

Gauss in Varel-Dangast

Gauss in Varel-Dangast

Der Astronom, Mathematiker und Physiker Carl Friedrich Gauß (1777 – 1855) hielt sich im Juni 1825 zu einer Landesvermessung in Varel auf. Zur Erinnerung an diesen Aufenthalt steht in Varel-Dangast der Gauß-Stein.

Vortrag

Hier steht überdacht der Gauß-Stein der auf einem für die Landvermessung in Nordwestdeutschland relevanten Dangaster Messpunkt steht. Der ursprüngliche Standort ist durch eine Plakette in der Strasse markiert. Dangast als astronomische Station: eine Informationstafel am städtischen Campingplatz weist auf die 1866 erfolgten Messungen zur Erforschung der Erdgestalt hin.

Gauss Stein bei N 53° 27.044 E 008° 07.587

Schlossturm in Jever

Der Schlossturm gehört zu den frühesten Bauteilen der einstigen Burganlage. Er stammt aus dem 14. Jahrhundert und zeigt im Inneren die Reste eines zweigeschossigen Steinhauses. Der Bau solcher Steinhäuser war den etablierten Familien auf der ostfriesischen Halbinsel, den so genannte Häuptlingen, vorbehalten.

Schlossturm Jever

An die Strecke, die der Kirchturm in Varel und der Schlossturm in Jever bildeten, schlossen die Niederländer ihre Landestriangulation an.

Göttingen

Durch die präzisen Geräte, die von Gauß entwickelte Methode der kleinsten Quadrate und seine Erfindung des Heliotrops war die Vermessung des Königsreichs Hannover sowohl sehr genau als auch äußerst schnell. An die Gauß’sche Landesvermessung erinnern heute im Raum Göttingen das südliche Meridianzeichen im Friedländer Forst und der Gaußturm auf dem Hohen Hagen bei Dransfeld.

Die Messung nahm ihren Ausgang in der Göttinger Sternwarte, wo ein Meridianfernrohr (Meridiankreis) stand. Dieses Fernrohr konnte nur in der exakten Nord-Süd-Achse gekippt werden. Um diese Richtung noch deutlicher sichtbar zu machen, ließ Gauß nördlich und südlich der Göttinger Sternwarte zwei Meridianzeichen errichten.

Während das nördliche, das in der Weender Feldmark stand, heute nicht mehr vorhanden ist, hat sich das südliche Meridianzeichen im Friedländer Gemeindeforst erhalten.

Gausspunkt in Göttingen

Gausspunkt in Göttingen

Der Hohe Hagen bei Dransfeld war einer der ersten Punkte, die bei der Vermessung des Königreichs Hannover angezielt wurden. Auf dieser rund 500 m hohen Erhebung konnte auch der von Gauß erfundene Heliotrop erstmals in Praxis angewendet werden:

Am 22. Juli 1821 wurde hier das Heliotroplicht vom Inselsberg in Thüringen empfangen.

Um an Gauß und seine Vermessung zu erinnern, wurde im Jahre 1911 auf dem Hohen Hagen der Gaußturm errichtet, der 1963 beim Basaltabbau zerstört wurde. Bereits im folgenden Jahr wurde der heutige Gaußturm vollendet, der etwas versetzt vom Standort des ersten Turms errichtet wurde.

Gausspunkt Hoher Hagen bei Dransfeld

Gausspunkt Hoher Hagen bei Dransfeld

Gauß in Göttingen

Katalog Gauß

Gaußpunkt südliches Niedersachsen

Gaußverteilung